Die HIV-Infektion - eine chronische Erkrankung wie andere auch?

Die HIV-Infektion hat durch ihre gute medizinische Behandelbarkeit einen Teil ihres Schreckens verloren. Doch nach wie vor stellt diese Infektion in den Augen der Öffentlichkeit nicht eine chronische Erkrankung wie jede andere auch dar. Zu stark hat sich die Erinnerung an Aids als todbringende Krankheit in das Bewusstsein eingegraben. Zu stark ist noch der Nachhall der Vorurteile, die sich um Aids ranken. “Wer Aids hat, ist selber schuld!” “Nur Drogenabhängige und Schwule bekommen Aids.” Das sind einige der gängigen Zuschreibungen, mit denen sich HIV-positive Menschen auch heute oft noch konfrontiert sehen. Immer noch haben viele Menschen Berührungsängste gegenüber HIV-infizierten Personen. Angst vor einer als unheimlich erlebten Erkrankung und unzureichende Aufklärung führen dazu, dass sich die Vorbehalte gegenüber HIV-Infizierten so hartnäckig halten.

 

Normalität ist für viele HIV-positive Menschen nur um den Preis des Schweigens über ihre Infektion zu erhalten. Angst vor der Ablehnung durch Freund_innen und Familie sowie vor dem Verlust des Arbeitsplatzes hindern Betroffene oftmals daran, sich ihren Mitmenschen anzuvertrauen. Dies führt dazu, dass sie sich häufig mit ihren Problemen alleine gelassen fühlen.

Psychotherapeutische Behandlung

Im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung geht es oft erst einmal darum, die Bedeutung, welche die HIV-Infektion für das eigene Leben hat, zu ergründen. So werden etwa manchmal – längst überwunden geglaubte – Schuldgefühle in Bezug auf die eigene Homosexualität reaktiviert. Ziel ist es, die HIV-Infektion so gut wie möglich in das eigene Leben integrieren zu lernen.

 

Die HIV-Infektion hat in manchen Phasen auf die Partnerschaft kaum Einfluss und wirkt sich in anderen Zeiten wiederum sehr belastend auf sie aus. Wenn sich die Beziehung etwa gerade in einer Krise befindet, so kann es passieren, dass HIV plötzlich stärker ins Zentrum rückt. Eine Paartherapie bietet die Möglichkeit, die Wirkung von HIV auf die Beziehungsdynamik besser verstehen und dadurch steuern zu lernen.

Psychotherapeutische Beratung bietet Angehörigen, Partner_innen und Freund_innen HIV-positiver Menschen Gelegenheit, zu reflektieren, was die HIV-Infektion bei ihnen selbst auslöst. Wer sich der eigenen Gefühle bewusst ist, kann meist freier entscheiden, wie er der /dem HIV-Infizierten begegnen möchte.