Der Zwang - ein Gefährte der Angst
Wenn sich der – für Angststörungen typische – Konflikt zwischen Autonomie und Abhängigkeit zuspitzt, kommt es oft zu einer Zunahme der Angst. Diese nimmt dann ein untertägliches Ausmaß an, was zu einem weitgehenden Kontrollverlust führen kann. Mit der Hilfe von Zwängen versucht die Psyche, die Angst abzuwehren. “Wenn ich den Lichtschalter viermal ein- und ausschalte, dann wende ich Schaden von mir ab!” “Wenn ich den Gedanken, was wäre wenn, zehnmal durchspiele, geht der Tag gut vorüber!” Diese und ähnliche Überzeugungen, deren Irrationalität den Betroffenen durchaus bewusst ist, haben unter anderem die Funktion, die verloren geglaubte Kontrolle zurück zu gewinnen. Was einem aus eigener Kraft nicht zu gelingen scheint, soll nun mit magischen Ritualen erreicht werden. Die Ausführung der Rituale nimmt extrem viel Kraft und Zeit in Anspruch. Es dauert manchmal Stunden bis zum Verlassen der Wohnung, da man mit den Kontrollgängen immer wieder von vorne beginnen muss. Man kann sich auf Gespräche kaum konzentrieren, da man grüblerischen Zwangsgedanken nachhängt.
Das bewusste Erleben des Zusammenhangs zwischen Angst und Zwang führt meist schon zu einer Erleichterung. Wenn man merkt, dass der Konflikt, in dem man sich befindet, lösbar ist, kann man sich von den Zwängen zusehends befreien.