Arbeiten bis zur Erschöpfung

Burn-out ist keine Diagnose, sondern bezeichnet einen Erschöpfungszustand, der meistens in Folge von chronischem Arbeitsstress entstanden ist. Man fühlt sich, wie der Begriff “burn-out” sagt, ausgebrannt und leer.

Obwohl man im Beruf einen hohen Einsatz bringt, will die Arbeit, so empfinden es Betroffene, nicht enden. Das erzeugt auf Dauer ein Gefühl von Vergeblichkeit und Ohnmacht. Die Arbeit bringt immer weniger Befriedigung. Jeder, der etwas von einem will, sei es eine Kolleg_in oder Kund_in, wird als zusätzliche Belastung erlebt. Daher begegnet man anderen gereizt und abweisend. In der Folge bekommt man weniger Anerkennung bzw. entstehen Konflikte, was den Stress-Kreislauf erneut in Gang setzt.

chronische Anspannung - ein Hindernis bei der Regeneration

Auch in der Freizeit kreisen die Gedanken ständig um die Arbeit, sodass man immer weniger abschalten kann. In Gegenwart von Freund_innen und der Familie sind die Erschöpften geistesabwesend und nehmen am Geschehen kaum mehr teil. Bereits geringfügige Anlässe können Wut- und Tränenausbrüche auslösen. Die Gesellschaft von anderen empfindet man als anstrengend und meidet sie daher immer häufiger.

Die fehlende Entspannung führt zu chronischer Nervosität und Schlafstörungen. Der Konsum von Alkohol und Zigaretten sowie übermäßiges Essen werden vielfach als Mittel zur Selbstberuhigung eingesetzt.

Verausgabung bis zum Zusammenbruch?

Von Partner_innen und Freund_innen, die sich um einen sorgen, fühlt man sich unverstanden. Die Empfehlung, weniger zu arbeiten, die Arbeit nicht so wichtig zu nehmen oder sich eine Auszeit zu gönnen, löst Ärger aus. In der verengten Sicht der Betroffenen stellt eine Reduktion der Arbeit keine Lösung dar. Wenn man sich nämlich jetzt eine Pause gönnt, wächst der Berg an Verpflichtungen ja nur noch weiter an.

 

Wenn sich diese Spirale höher schraubt, kommt es zu einem immer weiter reichenden sozialen Rückzug, Partnerschaften geraten in ernste Krisen und drohen zu zerbrechen, Freundschaften lösen sich auf. Die innere Leere nimmt zu, eigentlich hat man an gar nichts mehr Interesse. Nach und nach schlittern Betroffene in eine Depression. Aus dem Gefühl der Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit heraus entstehen oftmals Suizidgedanken.

Psychotherapeutische Behandlung

Manchmal führt leider erst ein psychischer und/oder körperlicher Zusammenbruch eine Wende herbei. Über das Phänomen des Burno-out weiss man in unserer Gesellschaft inzwischen recht gut Bescheid. Somit besteht die Chance, dass Arbeitgeber_innen, Betriebsärzt_innen und Hausärzt_innen rechtzeitig aufmerksam werden und an  Burn-out-Gefährdete herantreten. Je früher die Notbremse bei der Entstehung von Erschöpfung gezogen wird, desto rascher sind Erholung und Regeneration möglich. Ein stationärer Aufenthalt in einem auf Burn-out spezialisierten Reha-Zentrum bringt oftmals den nötigen Abstand, um aus dem belastenden Alltag aussteigen zu können.

 

Wenn man wieder zu mehr innerer Balance gefunden hat, ist die Zeit dafür da, die Faktoren näher zu beleuchten, die an der Entstehung des Burn-out beteiligt waren. “Wie konnte die Arbeit so einen hohen Stellenwert im eigenen Leben erlangen?” “Warum möchte man sich und anderen ständig beweisen, wie tüchtig man ist?” “Welche Bedeutung hat Leistungsfähigkeit für den eigenen Selbstwert?” “Welche Umstände am Arbeitsplatz waren besonders belastend?”  Das sind Fragen, mit denen man sich in der psychotherapeutischen Behandlung auseinandersetzen kann. Man lernt, den eigenen Körper besser zu spüren und Stresssymptome rechtzeitig wahrzunehmen. Man kommt wieder in Kontakt mit den eigenen sinnlichen Bedürfnissen nach Erholung und Genuss. Man spürt wieder den Wert der Beziehung zu anderen Menschen. Und nach und nach gewinnt man wieder Freude am Leben. Und man bekommt wieder Zugang zu den eigenen kreativen Potenzialen.