Menschen, deren biologisches Geschlecht nicht mit ihrem Geschlechtserleben übereinstimmt, durchlaufen meistens einen langen Prozess der Selbstfindung. In einer Gesellschaft, die auf Zweigeschlechtlichkeit beruht, tun sich Personen mit Geschlechtsdysphorie nicht leicht, ihren Platz zu finden.
Sie gehen manchmal erst dann eine Partnerschaft ein, wenn sie den Prozess der Transition abgeschlossen haben. Etliche wiederum leben in einer Beziehung, in der sie vom Partner/der Partnerin in ihrem Wunschgeschlecht wahrgenommen werden, noch bevor geschlechtsangleichende Behandlungen stattgefunden haben. Für manche kristallisiert sich erst im Laufe einer bestehenden Partnerschaft heraus, dass sie eigentlich eine Transition anstreben. Die Geschlechtsdysphorie fordert das Paar bezüglich der neuen Einnahme und Verteilung der Geschlechterrollen innerhalb der Beziehung. In dieser Phase der Partnerschaft suchen Paare oftmals professionelle Hilfe. Es stellt sich nicht selten die Frage, ob die Partnerschaft in der neuen Genderkonstellation weiter bestehen kann. Für die Partner_innen transidenter Personen ist diese Situation auch in Hinblick auf das eigene Selbstverständnis verwirrend: „Wer bin ich denn nun in der Partnerschaft?“ Wenn beispielsweise der Partner, mit dem man bereits seit vielen Jahren zusammenlebt und Kinder hat, zur Frau wird und man sich selbst überhaupt nicht als lesbische Frau versteht.
Darüber hinaus stellt auch die Reaktion des sozialen Umfelds eine Herausforderung für solche Paare dar. Wenn etwa zwei Frauen in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft der lesbischen Community angehören. Wie wird diese auf die Transition der einen der beiden zum Mann reagieren? Gilt man dann womöglich als heterosexuelles Paar, das in der Gemeinschaft nicht mehr willkommen ist?
In einer Paartherapie können alle diese Fragen bearbeitet werden mit dem Ziel, dass das Paar Klarheit gewinnt in Bezug auf das Verhältnis zueinander. Dabei ist es wichtig, dass die jeweils unterschiedlichen Auswirkungen der Geschlechtsdysphorie auf beide Partner_innen Berücksichtigung finden.