Folgen chronischer Traumatisierung
Menschen, denen während ihres Aufwachsens nicht ausreichend Fürsorge zuteil geworden ist, tun sich später meist schwer, sich um sich selbst gut zu kümmern. Sie spüren zum Beispiel oft nicht, ob ihnen der Kontakt zu einer Person gut tut oder schadet. Daher haben chronisch traumatisierte Personen ein höheres Risiko, immer wieder aufs Neue Opfer von Gewalt zu werden.
In Partnerschaften werden häufig unbewusst Konflikte aus der Kindheit wiederholt. Das erklärt, weshalb etwa Frauen, die in der Herkunftsfamilie Gewalt erlebt haben, eine Beziehung zu einem gewalttätigen Mann eingehen. Da kaum positive zwischenmenschliche Erfahrungen gemacht werden, kann auch kaum ein stabiles Vertrauen zu anderen aufgebaut werden.
Prostitution - eine Folge von sexuellem Missbrauch
Sexueller Missbrauch in der Kindheit und Jugend, der nicht bearbeitet werden konnte, führt manchmal dazu, dass Betroffene später der Prostitution nachgehen. Im Rahmen der Sexarbeit erleben sie dann meistens erneut sexuelle Grenzverletzungen. Als Prostituierte oder Stricher zu arbeiten bzw. gearbeitet zu haben, geht immer noch mit Stigmatisierung einher. Sexarbeiter_innen haben ein Recht auf vorurteilsfreie und kompetente psychosoziale Unterstützung.
Psychotherapeutische Behandlung bei Traumafolgestörungen
Menschen mit traumatischen Erfahrungen begeben sich oft wegen Suchterkrankungen, Angststörungen, Schlafstörungen oder nicht kontrollierbaren Wutausbrüchen in psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Der Ursprung dieser Symptome bleibt oftmals lange Zeit unerkannt. Für Betroffene werden sowohl Beschwerden als auch eigene selbstschädigende Verhaltensweisen besser verständlich, wenn ein Zusammenhang zwischen diesen Problemen und den traumatischen Ereignissen hergestellt werden kann. Diese Erkenntnis bringt Entlastung und eröffnet die Perspektive, an der Lebenssituation selbst etwas verändern zu können. Zu Beginn der therapeutischen Behandlung steht das Erlernen von Selbstfürsorge im Mittelpunkt. Eine Sensibilisierung für die Wahrnehmung der eigenen Gefühle ist eine wichtige Voraussetzung, um sich vor erneuten Übergriffen schützen zu lernen. Eine gezielte Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse setzt ein gewisses Maß an Stabilität im Leben des Klienten/der Klientin sowie eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung zwischen dem Klienten/der Klientin und dem Psychotherapeuten/der Psychotherapeutin voraus.
Für Opfer von Gewalt sieht das Verbrechensopferschutzgesetz die Möglichkeit einer Übernahme der Kosten für psychotherapeutische Behandlung vor.