Sexuelle Unlust
Bis zu welchem Lebensalter der Großteil der Jugendlichen die ersten sexuellen Erfahrungen gesammelt hat; wie oft Paare im Durchschnitt Geschlechtsverkehr haben; wie häufig Männer bzw. Frauen außerpartnerschaftliche Sexualkontakte eingehen etc. – darüber informieren in regelmäßigen Abständen durchgeführte Umfragen zum Sexualverhalten der Bevölkerung. Wenngleich diesen nicht immer Glauben geschenkt wird, beeinflussen sie doch die Sicht auf die eigene Sexualität und die der anderen.
Ein erfülltes Sexualleben wird mit Glück und Gesundheit in Verbindung gebracht. Eine Partnerschaft, in der Sexualität einen untergeordneten Stellenwert einnimmt, wird häufig als unvollständig betrachtet. Menschen, die wenig Lust auf Sex haben, gewinnen den Eindruck, dass mit ihnen etwas nicht stimmen würde.
Bei der Sexualität handelt es sich um einen sensiblen Bereich, der nicht jederzeit gleichermaßen verfügbar ist. Lebensereignisse können dazu führen, dass sich die sexuellen Bedürfnisse zunächst nicht entfalten bzw. vorübergehend blockiert sind. Jeder Mensch ist ein sexuelles Wesen und hat somit die Möglichkeit, seine Lust zu entdecken. In diesem Fall gilt, wie auch in anderen Bereichen der Sexualität, dass eine Befreiung von Normendruck ein (Wieder)entdecken der eigenen Lust erleichtert.
Es gibt zahlreiche Personen, die sich als asexuell erleben und dagegen wehren, dass das Fehlen von sexueller Lust als Mangel betrachtet wird.
Im Laufe einer Partnerschaft ist das Sexualleben meistens Schwankungen unterworfen. Familie und Arbeit beanspruchen in bestimmten Phasen einen Großteil der Aufmerksamkeit, sodass wenig Zeit für partnerschaftliche Aktivitäten übrig bleibt. Sexuelle Begegnungen finden nur mehr selten und manchmal mit wenig Leidenschaft statt.
In einer Paartherapie geht es häufig zunächst darum, dass die Partner_innen einander wieder neu entdecken. Sein Gegenüber wieder als eine facettenreiche Persönlichkeit wahrzunehmen, die man häufig in der Alltagsroutine aus dem Auge verloren hat. Oft haben über die Jahre hinweg ungelöste Konflikte zu einer Reihe an Enttäuschungen auf beiden Seiten geführt. Deren Bearbeitung ist in der Regel eine der Voraussetzungen, damit man sich einander wieder lustvoll nähern kann.