Einzelsupervision

In unserer psychotherapeutischen bzw. psychosozialen Arbeit treffen wir immer wieder auf Klient:innen, die uns in besonderer Weise herausfordern: Sei es, dass der anfänglich schwungvolle Prozess ins Stocken gerät; dass wir – selbst nach geraumer Zeit – nicht genau wissen, was der Klient/die Klientin von uns will; dass wir uns für einen Klienten ganz besonders engagieren und es uns mitunter schwer fällt, die Grenze der Professionalität zu wahren.

Bedeutung der Beziehung zwischen Psychotherapeut:innen und Klient:innen

Je nach eigener Empfänglichkeit bringt ein Klient unsere innere Resonanz zum Schwingen. Vor dem Hintergrund unseres fachlichen Wissens ist es ja gerade dieser Klangraum, der unser Instrumentarium in der therapeutischen Arbeit darstellt. Im einzeltherapeutischen   Setting treffen zwei Personen aufeinander, deren Beziehung zueinander über die Qualität des therapeutischen Prozesses maßgeblich entscheidet.  Psychotherapiewissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Therapeut:in-Klient:in Beziehung für den produktiven Verlauf einer Therapie ausschlaggebender ist als die therapeutische Methode, die zur Anwendung kommt.

Hemmende und belebende Faktoren im psychotherapeutischen Prozess

Im psychotherapeutischen Prozess sind wir gefordert, unsere frei schwebende Aufmerksamkeit zwischen den verbalen und nonverbalen Mitteilungen der Klientin/des Klienten und unseren eigenen Reaktionen oszillieren zu lassen. Damit wollen wir den Regungen des Klienten und unseren eigenen sowie deren Wechselwirkung Beachtung schenken, um den Raum in der Therapie möglichst offen zu gestalten und nichts von Relevanz zu übersehen. Im Wissen um die Begrenztheit unserer Wahrnehmung brauchen wir aber immer wieder eine Außenperspektive, die wir uns meist im Rahmen von Intervision oder Supervision holen. Hierbei können wir unter anderem Klarheit darüber gewinnen, weshalb uns der eine Klient und sein Schicksal so nahe gehen und wir uns in einem anderen Fall wiederum schwertun, Empathie entgegenzubringen. So sehr wir auch um eine wertfreie Haltung bemüht sind, sind wir in ein Wertesystem eingebunden, welches sich nicht zuletzt auch in der Diagnostik ausdrückt. Eine Bewusstmachung von Werten und damit verbundenen Einstellungen und möglichen Vorbehalten kann zu einer Erweiterung des Blicks auf Konfliktkonstellationen des Klienten beitragen. Widerstände der Klientin/ des Klienten und Abwehrhaltungen der Therapeutin/ des Therapeuten münden manchmal in ein gemeinsames Vermeidungsverhalten. Dies kann dazu führen, dass entscheidende Themen im Leben der Klientin/ des Klienten einen blinden Fleck auf der Therapielandkarte darstellen und aus dem therapeutischen Geschehen ausgeblendet und somit der Bearbeitung entzogen werden. Oftmals ist dies ein wesentlicher Grund für den Stillstand in einer Therapie.

In manchen Therapien erleben wir uns als vital und kreativ, in anderen hingegen gelingt es uns bisweilen kaum, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Begreifen der Faktoren, die unser Assoziationsvermögen hemmen, kann helfen, den Nebel im therapeutischen Raum zu lichten.

Psychotherapeutische Arbeit und Selbstreflexion – zwei Seiten eines Prozesses

Die psychotherapeutische Tätigkeit findet vor dem Hintergrund unserer Biografie und unserer persönlichen Erfahrungen statt, sodass fortlaufend eigene Erinnerungen aktiviert werden.

Somit ist die Psychotherapeutin/der Psychotherapeut gefordert, sich immer auch mit sich selbst auseinanderzusetzen und die eigene Lebensgeschichte zu reflektieren. Unverarbeitete eigene Erlebnisse verstellen manchmal den Blick auf Konflikte bzw. Anliegen des Klienten oder führen durch eine unbewusste Identifizierung mit diesen zur Überzeugung, den richtigen Weg für den Klienten zu kennen.

Die Reflexion der psychotherapeutischen Arbeit trägt zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung sowie einem Zugewinn an Kompetenz bei.

Bedeutung des Settings von psychotherapeutischer Behandlung sowie psychosozialer Betreuung

Das Setting, in welchem unsere Arbeit stattfindet, prägt den Charakter der Beziehung zwischen Therapeut:innen bzw. Betreuer:innen und Klient:innen. Der Arbeitsrahmen ist in der Psychotherapie sowohl in Hinblick auf die Verteilung der Rollen zwischen Therapeut:in und Klient:in als auch der zeitlichen Struktur recht klar definiert. Dahingegen sind die Grenzen in der psychosozialen Betreuung erheblich durchlässiger. Die Regulation von Nähe und Distanz stellt für die Betreuer:innen oft eine große Herausforderung dar. Die Balance zwischen einem lebendigen Kontakt zum Klienten/der Klientin und professionellem Abstand will immer wieder aufs Neue ausgelotet werden.

Einfluss des Arbeitsklimas auf die Qualität der Arbeit

Das Arbeitsumfeld trägt maßgeblich dazu bei, ob wir in unserer Tätigkeit unsere Potenziale entfalten und ausschöpfen können. Ein angespanntes Betriebsklima bindet meistens viel Energie und vermindert die Freude an der Arbeit. Oftmals sind Konflikte mit Kolleg:innen und Vorgesetzten eine Hauptursache bei der Entwicklung von Erschöpfungszuständen. In den Beziehungen zu Kolleg:innen und Vorgesetzten werden häufig  ungelöste Themen aus der Herkunftsfamilie reinszeniert, wie etwa Autoritätskonflikte und der Kampf um Anerkennung. Supervision kann dabei helfen, sich der eigenen Rolle im Team bewusst zu werden und neue Möglichkeiten der Gestaltung des Verhältnisses zu den anderen Teammitgliedern zu erarbeiten.